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Flotte RC-Deltamodelle - wie es begann ...


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Schaumdeltas seit 2001

Namenlos 2003Angefangen hat alles so etwa 2001 mit dem "Namenlos-Delta", das in der Modell vom Juli 1999 vorgestellt wurde. Versprochen wurde rasante Fluggeschwindigkeit mit einem Speed 400 und 6-8 Zellen der damals üblichen Sanyo 500mAh NiCd Akkus. Mein Exemplar hatte 7 Zellen und gleich einen 480'er "Tuning" Motor. Der Erstflug (so hieß der "Maiden" damals) verlief völlig problemlos. Allerdings war außer dem typischen Heckpropeller-Gejaule nichts rasantes im Flug zu bemerken. Da halfen auch Tuning-Maßnahmen wie KAN-Zellen, verdrehen des Lagerschildes für den erforderlichen Linkslauf und "nasses" Einlaufen der Kohlen in destilliertem Wasser nichts.

Immerhin war "Namenlos" einfach zu fliegen und recht robust. Ein im Außenlooping durch die Rumpfklappe seine eigenen Wege fliegender Antriebsakku endete mit einer Landung im "Welken-Blatt-Stil", aber zu keinen ernsthaften Schäden am Modell selber. Sein Leben beendete der Namenlos nach einem missglückten Aufrüstversuch mit fettem 2200mAh Lipo und heißem Heli-Brushless Motor.

Ein sehr kurzes Video (YouTube) mit 15fps-Super8-Charme aus der Anfangszeit der Videoaufnahmen mit einer Digitalkamera hat überlebt.


Tape auf Styropor 2005

Bild

                      WirrWarr DeltaDie nächste Stufe der Delta-Evolution haben Lipo-Akkus in Form der damals (2005) brandaktuellen Kokam 910mAh gebracht. Zwei Zellen an einem Speed400/6V haben bei dem kleinen und leichten Modell zu ansehnlicher Performance geführt. Die Bauweise mit alufarbenem Tape auf schnödem 10mm Baustyropor war simpel und bei 40cm Spammweite ausreichend stabil. Die Servos waren in der Tragfläche versenkt und bekamen auf 2cm verlängerte Laschen, um im weichen Styro nicht zu viel Eigenleben zu entwickeln. Durch den Frontmotor war der Sound sehr angenehm und der flexible Günther-Prop hat auch weniger geglückte Landungen überstanden.

Der seltsam erscheinende Name stammt aus einer Fernsehzeitung. Dort wurde die Handlung aller Spielfilme in einem kurzen Satz beschrieben. Für ein B-Movie stand dort einfach: "Wirrwarr". Genau mein Humor und irgendwie passend zu den quirligen Flugeigenschaften des kleinen Deltas.

Die flotte Gangart hat mich dann auch ermutigt, am Rc-Line Speed Contest mitzumachen. Man musste ein Video mit einem Vorbeiflug einsenden. Anhand einer Dopplereffekt Messung wurde die Geschwindigkeit bestimmt. Ergebnis war der Sieg in der Klasse mit Bürstenmotor und ein launiges Video (YouTube).


Papierbespannung auf Styropor 2009

Bild Firlefanz-DeltaLetzter Sproß der Bürstenmotor-Ära war der Firlefanz. Wir befinden uns inzwischen im Jahr 2009. Der seltsamen Namensgebung bin ich treu geblieben, leistungsmäßig sollte es jedoch einen großen Schritt nach vorne gehen. Hoffnungsträger war ein jetzt 3-zelliger Lipo. An der Wärmeentwicklung des mit 7,2V gelabelten Speed 400 war schon zu bemerken, dass mit diesem Antrieb der Bereich einigermaßen guter Wirkungsgrade verlassen war. Um den Strom nicht zu weit über 10A entgleiten zu lassen, musste die Günther-Latte kleinergeschnitten werden (das meint das "mod." im Bild). Auch hat sich der nur auf die Welle aufgepresste Mitnehmer gerne mal verabschiedet. Da half auch aufrauhen nicht und kleben wollte ich es nicht. Letztlich hat sich die Hoffnung auf deutlich mehr Geschwindigkeit nicht erfüllt - was wollte ich bei dem Namen auch erwarten?

Die Flugeigenschaften an sich waren tadellos. Die 10mm Styroporplatte habe ich nass mit Geschenkpapier belegt. Klebeschicht und Versiegelung gleichzeitig war wasserlöslicher Parkettlack. Das war beim Bespannen allerdings eine Riesensauerei. Um keinen Verzug einzubauen habe ich Ober- und Unterseite gleichzeitig im nassen Zustand belegt. Zur Belohnung ist die Fläche nach dem Trocknen dann aber leicht und trotzdem sehr steif. Das zusammen mit einer spielfreien Ruderanlenkung ergab ein exakt fliegendes Modell.

Dass diese Bauweise auch reparaturfreundlich ist, zeigt das Flugvideo mit "unhappy End" (YouTube).


Bürstenlos ins Jahr 2016

Wir schreibBild ESC geöffneten das Jahr 2016 und bürstenlose Motore aus China sind inzwischen billiger und preiswerter als die Speed400. Es war die AliExpress Goldgräberzeit, wo unter 27 € keine Einfuhrumsatzsteuer erhoben wurde. Ein 2212-Motor oder ein Brushless-ESC kamen für rund 5€ in unsere Briefkästen. Die ganz billigen ESC mussten unbedingt nachgearbeitet werden, da hatten die FETs gerne mal keinen Kontakt zum Kühlkörper. Der war unbedingt erforderlich, weil die eher mittelmäßigen Transistoren schon bei 15A ordentlich Abwärme produzierten. Grundsätzlich hat es aber schon mal funktioniert. Die Reglersoftware war im Zusammenspiel mit den 8Mhz Prozessoren für die hohe Drehzahl an der Grenze. Die aus der Copterszene stammende SimonK Firmware konnte das auf derselben Hardware besser. Wer in der Lage war, Mikrocontroller zu programmieren, konnte auch für SimonK die Motorbremse aktivieren - unendliche Spielmöglichkeiten.Bild Zebra1

Da musste jetzt auch ein neues Delta her! Wieder mit einer 10mm Styroporplatte als Fläche. Statt der Sauerei mit dem nass aufgebrachten Papier sollte dieses mal Dc-Fix Klebefolie für Stabilität und ansprechende Optik sorgen. Spoiler: Die Fläche ist zu weich, es war ein Holm in der Fläche erforderlich (mit 15mm Styro geht das erheblich besser, ein Holm ist entbehrlich). Statt Rumpf sind auf der Fläche zwei PVC-Winkelleisten aufgeklebt. Die haben leider allein über 40g gewogen - zu schwer.

Zu allem Elend wollte das Ding zuerst nicht in die Luft. Ich war mit den Speed400-Deltas einen lässigen Start gewohnt, bei dem ich das Modell an der linken Tragfläche in die Luft geschoben habe (siehe Videos). Dieses Teil hat mich sofort mit einer Rolle überrascht, gefolgt von einem unsanften Aufschlag. Bis zum ersten erfolgreichen Flug war die Konstruktion schon ziemlich ramponiert, weshalb ich keinen Bock hatte, mir einen kreativen Namen auszudenken. Das Ding heißt einfach Zebra1.
Ich vermute zwei Gründe für das überraschende Startverhalten: Erstens die gegenüber den Vorgängern deutlich gestiegene Antriebsleistung. Zweitens war ich so schlau, die Motordrehrichtung auf linksdrehend zu ändern. Schließlich kamen die Copter-Luftschrauben immer im Set links- und rechtsdrehend. Da muss man die rechtsdrehenden erstmal schonen.


Papierbespanntes Styro 2016

Bild DulliDeltaEs ist immer noch 2016 und das ramponierte Zebra1 braucht einen Nachfolger! Beim Kik gab es cooles Geschenkpapier, also nochmal die nasse Sauerei anfangen. Das Dulli-Delta entsteht. Die Tragfläche mit 10mm Styro gelingt gut. Die Rumpfseiten sind aus ebenfalls aus 10mm Styropor, beklebt mit schwarzem Packband. Das ist gewichtsmäßig bedeutend besser als die Winkelleisten des Vorgängers.

Nach den Zebra1-Fehlstarts hatte ich mir eine neue Starttechnik zugelegt. Die funktioniert inzwischen sicher. Die Flugeigenschaften sind fast tadellos. Aus heutiger Sicht ist die vom A2212 Motor mit 2200kv produzierte Geschwindigkeit ausbaufähig. Damals hatte ich noch keinen Vergleich und keine Möglichkeit zu messen. Für die Dopplereffekt-Schall-Geschwindigkeitsmessung war der Antrieb zu leise.

Warum waren die Flugeigenschaften nur "fast tadellos"? Eines Tages habe ich Trudeln versucht - und konnte das nicht mehr beenden. Zum  Glück hatte ich genug Sicherheitshöhe und habe geistesgegenwärtig einen "Gasstoß" (der eigentlich ein Stromstoß war) gegeben. Das hat die Ruderwirkung wieder hergestellt und es ist nichts weiter passiert. Meine Vermutung war, dass das Seitenleitwerk in einer Art Abschattung/Verwirbelung der Tragfläche beim Trudeln wirkungslos war. Wer sich das Bild genau ansieht, kann den Ansatz der nachträglichen Verlängerung des Leitwerks nach oben erkennen. Seitdem baue ich alle Seitenleitwerke eher größer.

Die aufgeführten Preise waren 2016 tatsächlich realistisch, erscheinen aus heutiger Sicht aber geradezu obszön. Ach ja, ein Video gibt's auch (YouTube).


Von der Fehlkonstruktion zum Lieblingsdelta!

Bild Graupe Fehlkontruktion2016 war ich modellbauerisch offensichtlich bis in die Zehenspitzen motiviert. In einem Youtube-Video habe ich gesehen, wie jemand Modellflugzeuge aus grauen EPS-Platten baut, die er aus dem örtlichen Renovierungsmarkt hat (der, der heute Tedox heißt). Ich habe mir je eine Packung in 4mm und 7mm Stärke besorgt; das war bedeutend einfacher und günstiger, als sich Depron irgendwo im Modellbau-Versandhandel zu bestellen. Die weiße Oberfläche stammt von der Grundierung, die vom Hersteller einseitig  auf die Platten aufgebracht ist. Die Farbe des eigentlichen Schaummaterials ist am Rumpf zu erkennen.

Die 7mm-Platten habe ich sogleich in ein Delta verwandelt. Abweichend vom bisher gebauten, war die neue Konstruktion länger, als die bisherigen Modelle. Ergebnis dieser Maßnahme sollte mehr Ruhe um die Querachse ("Höhe") sein. Außerdem wollte ich Gewicht durch (vorhandene) nur noch zweizellige Antriebsakkus sparen. Sich nach außen verjüngende Ruderklappen sollten die Optik aufwerten.
Ergebnis:
Durch die Kombination der Maßnahmen ist das Ding wie ein Slowflyer geflogen. Eigentlich logisch: Viel Fläche, wenig Gewicht, wenig Antriebsleistung. Schlimmer noch: Die sich verjüngenden Ruderflächen waren bei der niedrigen Geschwindigkeit auf quer kaum wirksam. Was für ein Scheißmodell !!

Bild Graupe verkleinertDa hilft nur noch eine Totaloperation mit dem Cuttermesser: Gesamtlänge gekürzt und Rumpfseiten auf die Höhe für drei Zellen aufgefüttert. Außerdem hab ich erstmals einen Motor der Größe A2208 mit 2600kv eingesetzt. Das Ergebnis war ein voller Erfolg. Das flog sich jetzt richtig gut und schon ganz flott mit einer Luftschraube aus dem Copterbereich: Größe 4045 heißt 4 Zoll Durchmesser und 4,5 Zoll Steigung. Später gab es eine 3-Blatt Gemfan 4052. Die geht richtig gut mit dem Motor, läuft leise und ist aus der Tüte gut ausgewuchtet.

2017 gab es dann noch ein neues Design (soll Leopardenlook darstellen - sieht man ja). Realisiert ist das mit Abtönfarbe aus alten Renovierungsbeständen. Dank der Grundierung hält die Farbe ohne Probleme. Den vorläufigen Arbeitsnamen habe ich behalten: Graupe. Das ist eine Anspielung auf die ursprünglichen Flugeigenschaften und natürlich die Grundfarbe des Schaummaterials.

Schön zu sehen auf dem Bild ist die Öffnung im vorderen Rumpfdeckel für den Kühlkörper des Billig-ESC. Wir hatten heiße Sommer! Im August 2017 ist das Flugvideo (YouTube) entstanden.


EPS-Evolution: Die Hei2koerper - Serie

Bei den weiteren Entwicklungen hat sich an der Bauweise nicht mehr viel geändert: Basis ist weiterhin 7mm EPS. Die Größe gegenüber der Graupe ist leicht verringert. Ein komplettes Modell kann jetzt aus einer Platte 50x33cm gebaut werden, das sind 3 Modelle aus einer Platte aus der Verpackung und 3x8=24 Modelle aus einer Verpackung.

Bild Hei2koerper

                      blauBild Hei2koerper

                      rotBeim blauen Modell habe ich den Akku hochkant eingebaut, um den Rumpf schmaler bauen zu können - war es nicht wert. Der Hei2koerper-orange hat den Motorspant vor dem Rumpf um die Stirnfläche weiter zu verringern - allerdings auf Kosten der Crashresistenz. Ist der Motorspant ohne Verzapfung zwischen die Seitenwangen geklebt, löst sich die Verbindung bei einem Bums auf die Nase und es besteht eine gute Chance, dass Modell und Motor unversehrt bleiben. Ok, der Motorspant selber ist meistens gebrochen, der war aber immer schnell ersetzt. Hier habe ich auch erstmals die Unterseite beklebt. Das ist aus Stabilitätsgründen nicht nötigt, verringert jedoch die Narbenbildung am ungeschützten Schaum. Die Stabilität kommt bei allen EPS-Deltas von einer 7x3mm Kiefernleiste, die man auf dem Bild rechts unten am Übergang von der Flächenhinterkante zu den Rudern erahnen kann.

Das zusammen mit kleineren ESC mit BLHeli-Firmware aus dem Copter-Bereich führt zu einem Abfluggewicht von unter 250g mit Lips 3S/1000mAh. Dabei sind die erstaunlich kleinen ESC sehr leistungsfähig. Bei Strömen von gut 20A wird nichts heiß. Und das ohne Kühlkörper! Das spricht für gute Wirkungsgrade. Beim Hei2koerper-rot ist ein BLHeli-Steller der ersten Generation verbaut. Das ist einer der wenigen mit eingebautem BEC. Später habe ich BLHeli_32 Modelle verwendet. Das BEC habe ich bei diesen in Form einer 5V Step-Down Moduls selber auf den ESC gelötet. BLHeli_32 kann Telemetrie, weshalb ich die elektrischen Daten gut kenne. Mit frischem Akkus leisten die Antriebe 250W (Eingangsleistung).

Als Motor kommen dabei Copter-Modelle mit 22-23mm Statordurchmesser und 2700-3000kv zum Einsatz: Racerstar BR2205/3000kv,  RCD 2305/2700kv, GepRC GR2306/2750kv.

Bild Hei2koerper

                      orangeBild

                      Hei2koerper orange untenInzwischen habe ich auch GPS-Telemetrie eingebaut und die zeigt mir max.140 km/h im Horizontalflug an. Mehr Speed brauche ich nicht, ich bin nicht mehr der jüngste. Mit den Werten sind gut 3,5 Minuten Vollstrom drin. Volle Leistung braucht man selten und die Flugzeiten pendeln sich bei mir um die 5 Minuten ein.

Stellvertretend für alle Hei2koerper gibt es ein Video vom roten Modell (Youtube).

Im folgenden Teil der Delta-Serie wird die Bauweise dieser Modelle erläutert.


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